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Regionalzentren für demokratische Kultur der Evangelischen Akademie der Nordkirche

Der Beutelsbacher Konsens




Unsere Arbeit orientiert sich an den fachlichen Standards und Prinzipien der politischen Bildung. Eine wichtige Orientierungsgröße bietet dabei der "Beutelsbacher Konsens", der in den 1970er Jahren im damaligen Westdeutschland mit drei zentralen Leitgedanken formuliert wurde.

1. Überwältigungsverbot

Es ist nicht erlaubt, Schülerinnen und Schüler – mit welchen Mitteln auch immer – im Sinne erwünschter Meinungen zu überrumpeln und damit an der "Gewinnung eines selbständigen Urteils" zu hindern. Hier genau verläuft nämlich die Grenze zwischen Politischer Bildung und Indoktrination. Indoktrination aber ist unvereinbar mit der pädagogischen Rolle in einer demokratischen Gesellschaft und der – rundum akzeptierten – Zielvorstellung von der Mündigkeit der Schülerinnen und Schüler.

2. Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen.

Diese Forderung ist mit der vorgenannten aufs engste verknüpft, denn wenn unterschiedliche Standpunkte unter den Tisch fallen, Optionen unterschlagen werden, Alternativen unerörtert bleiben, ist der Weg zur Indoktrination beschritten. Zu fragen ist, ob Lehrerinnen und Lehrer nicht sogar eine Korrekturfunktion haben sollten, d. h. ob nicht solche Standpunkte und Alternativen besonders herausgearbeitet werden müssen, die den Schülerinnen und Schülern (und anderen Teilnehmenden politischer Bildungsveranstaltungen) von ihrer jeweiligen politischen und sozialen Herkunft her fremd sind.

3. Schülerinnen und Schüler müssen in die Lage versetzt werden, eine politische Situation und ihre eigenen Interessenlagen zu analysieren,

sowie nach Mitteln und Wegen zu suchen, die vorgefundene politische Lage im Sinne ihrer Interessen zu beeinflussen. Eine solche Zielsetzung schließt in sehr starkem Maße die Betonung operationaler Fähigkeiten ein, was eine logische Konsequenz aus den beiden vorgenannten Prinzipien ist.

Wir wollen niemandem unsere Meinung oder Weltsicht aufzwingen oder unterschieben, sondern Menschen dabei unterstützen, sich selbständige Urteile zu bilden, sich frei für die eigenen Überzeugungen und Interessen einzusetzen und sich souverän an der politischen Meinungsbildung und Entscheidungsfindung zu beteiligen. Deshalb sind eine breite Informationsvermittlung und die Diskussion verschiedener Perspektiven und Standpunkte wichtiger Teil aller unserer Bildungsmaßnahmen. Zu jeder gesellschaftlichen Fragestellung existieren vielfältige legitime Standpunkte – diese abzubilden und eine Debatte um deren Vor- und Nachteile oder sogar Berechtigung zu begleiten, sehen wir als unsere Aufgabe. Dabei positionieren wir uns klar für humanistische, demokratische und christliche Werte und treten Ideologien der Ausgrenzung, Abwertung und Menschenverachtung entschieden entgegen. Die Grenzen jeglicher Meinungsvielfalt bestimmen sich entlang der Unantastbarkeit der Würde eines jeden Menschen.

Für vertiefende Beschäftigung mit dem Beutelsbacher Konsens:

https://www.bpb.de/die-bpb/51310/beutelsbacher-konsens